Humbert (Luigi Umberto) Fink
Leben und Arbeit
Humbert Fink: Name als Schriftsteller und Publizist / freiberuflich
Luigi Umberto Fink: amtlicher Name ( Pass und Dokumente )
- geboren am 13. August 1933 in Vietri sul Mare / Süditalien
- Kindheit in Süditalien
- danach viele Jahre in Villach, Wien und Klagenfurt
- ab 1978 bis zum Tod gewohnt in Maria Saal / Kärnten
- gestorben am 16. Mai 1992 in Maria Saal / Kärnten
- beigesetzt am Urnenfriedhof in Maria Saal ( Inschrift: „La Speranza heißt die Hoffnung …und ich entsinne mich nur zögernd des Lebens, das wie die Hoffnung nicht aufhören kann zu bestehen …“, Humbert Fink: Die Absage, Roman, 1960 )
Kontakt
Ansprechpartnerin: Ulrike Fink - Witwe und literarische Nachlassverwalterin von Humbert Fink
Telefonnummer: 0650 442 14 26
E-Mail: fink-u@gmx.at
Bücher
- Verse aus Aquafredda, Verlag Ferd. Kleinmayr, Klagenfurt 1953
- Die engen Mauern, Roman, Henry Goverts Verlag, Stuttgart 1958
- Die Absage, Roman, Henry Goverts Verlag, Stuttgart 1960
- Stadtgeschichten - Auf den Spuren europäischer Geschichte, Rainer Wunderlich Verlag Hermann Leins, Tübingen und Stuttgart 1971
- Zornige Träume - Report über die Mittelmeerländer, Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 1974
- Am Anfang war die Ägäis - Von Inseln und Küsten, Verlag Fritz Molden, Wien-München-Zürich 1976
- Anatolische Elegie - Vom Bosporus bis Antiochia, Verlag Fritz Molden, Wien-München-Zürich-Innsbruck 1977
- Adriatische Ufer - Montenegro, Dalmatien, Kroatisches Küstenland, Istrien, Venetien, Emilia-Romagna, Die Marken, Apulien, Verlag Fritz Molden, Wien-München-Zürich-Innsbruck 1978
- Süditalien - Tränen unter der Sonne, Süddeutscher Verlag, München 1979
- Venetien zwischen Gardasee und Istrien - Der Doge kam nur bis Asiago, Süddeutscher Verlag, München 1980
- Iberische Sonne - Das mediterrane Spanien von Katalonien bis Andalusien, Verlag Fritz Molden, Wien-München-Zürich-Innsbruck 1980
- Auf Pilgerstraßen durch Europa - Ein Engel fliegt über den Kontinent, Paul List Verlag, München 1980
- Das Heilige Land - Von Galiläa bis zum Sinai, Verlag Fritz Molden, Wien-München-Zürich-New York 1981
- Franz von Assisi - Der Mann/Das Werk/Die Zeit, Biographie, Paul List Verlag, München 1981
- Eine Reise durch Toskana, Umbrien und die Marken, Süddeutscher Verlag, München 1982
- Auf den Spuren großer Archäologen, Paul List Verlag, München 1982
- Martin Luther - Der widersprüchliche Reformator, Biographie, Verlag Molden - S. Seewald, München 1982
- Denk ich an Österreich - Zwerge, Zwitter, Zweitgenossen, Verlag Molden - S. Seewald, München 1983
- Die Botschafter Gottes - Eine Kulturgeschichte der Heiligen, Paul List Verlag, München 1983
- Der Weg nach Jerusalem - Die unglaubliche Geschichte des Ersten Kreuzzugs, Paul List Verlag, München 1984
- Land der Deutschen - Reportagen aus einem sonderbaren Land, Pinguin-Verlag, Innsbruck / Umschau-Verlag, BRD 1985
- Begegnung mit Rom, Pinguin-Verlag, Innsbruck / Umschau-Verlag, BRD 1986
- Ich bin der Herr der Welt - Friedrich II., der Staufer, Biographie, Paul List Verlag, München 1986
- Begegnung mit Kärnten, Pinguin-Verlag, Innsbruck / Umschau-Verlag, BRD 1987
- Begegnung mit Florenz, Pinguin-Verlag, Innsbruck / Umschau-Verlag, BRD 1988
- Machiavelli, Biographie, Paul List Verlag, München 1988
- Metternich - Staatsmann, Spieler, Kavalier, Biographie, Paul List Verlag, München 1989
- Begegnung mit Venedig, Pinguin-Verlag, Innsbruck / Umschau-Verlag, BRD 1989
- Joseph II. - Kaiser, König und Reformer, Biographie, ECON Verlag, Düsseldorf, Wien u. New York 1990
- Franz Grillparzer, Biographie, Pinguin-Verlag, Innsbruck / Umschau-Verlag, BRD 1990
- Zu Mantua in Banden - Das Leben und Sterben des Volkshelden Andreas Hofer, Biographie, ECON Verlag, Düsseldorf, Wien, New York und Moskau 1992
- Auf den Spuren des Doppeladlers - Ein altösterreichischer Bilderbogen, ECON Verlag, Düsseldorf, Wien, New York und Moskau 1992
Essays für Bildbände und / oder Mitherausgeber
- Kärnten - Carinthia - La Carinthie, Pinguin-Verlag, Innsbruck / Umschau-Verlag, BRD 1982
- Provence, Verlag C. J. Bucher, München und Luzern 1982
- Österreich, Verlag C. J. Bucher, München und Luzern 1982
- Kreta, Verlag C. J. Bucher, München und Luzern 1982
- Provence, Pinguin-Verlag, Innsbruck / Umschau-Verlag, BRD 1983
- Peloponnes, Pinguin-Verlag, Innsbruck / Umschau-Verlag, BRD 1984
- Impressionen aus Österreich, Pinguin-Verlag, Innsbruck / Umschau-Verlag, BRD 1984
- Provence, Verlag C. J. Bucher, München und Luzern 1990
- Griechenland, Verlag C. J. Bucher, München und Luzern 1990
- Zoran Music - Zeichnungen, Aquarelle, Gouachen 1945-1990, Kunstsammlung Alpen-Adria, Kärntner Druck- und VerlagsgesmbH, Klagenfurt 1990
- Die böhmischen Bäder, Verlag C. J. Bucher, München und Berlin 1992
- Österreich - Landschaft, Kunst und Kultur, Pinguin-Verlag, Innsbruck / Umschau-Verlag, BRD 1993
- Kärnten, Verlag C. J. Bucher, München 1994
Beiträge für die Reihe „Europa erlesen“
Anthologien herausgegeben vom Wieser Verlag, Klagenfurt / Celovec:
- „Eine seltsame, schwarzgekleidete Prozession“, in: Kärnten, 1998
- „Nichts erinnert an die Nähe der Stadt“, in: Senza Confini, 1999
- „… immer noch traben die Füße der christlichen Pilger im Laufschritt über
versunkene Kulturen hinweg …“, in: Vierbergelauf, 2003 - „… salzbedeckt, efeuumrankt und steinumstanden …“, in: Montenegro, 2003
- „Mönche – Fabriksarbeiter – Künstler“, in: Klagenfurt, 2006
- „Villach, Handelsplatz an der Drau … unter diesem aquamarinfarbenen Himmel, dessen seidiger Schimmer an die benachbarte mediterrane Welt erinnert“, in: Villach/Beljak, 2015
Beiträge in diversen Anthologien
zum Beispiel:
- Kärnten, MERIAN-Monatsheft 11, Hoffmann u.Campe Verlag, Hamburg 1970
- Traumstraßen des Abendlandes,Verlag Fritz Molden, Wien-München-Zürich-New York 1980
- Das Reiselesebuch Deutschland, Societätsverlag, Frankfurt am Main 1983
- Kärnten, MERIAN-Monatsheft 4, Hoffmann u. Campe Verlag, Hamburg 1986
- div. Bibliophile Taschenbücher, Harenberg, Dortmund 1989 usw.
- Vorwort zu: Franz Sartori – Neueste Reise durch Österreich im Jahre 1807,
Galerie Magnet, Völkermarkt 1990 - Kärnten. Literarisch, Drava Verlag, Klagenfurt / Celovec 2002
- Wegen der Gegend – Literarische Reisen durch Kärnten, Verlag Eichborn AG,
Frankfurt am Main 2004
usw. usw. usw.
Der "Arbeiter" auf der Schreibmaschine
Herausgeber
- „Die österreichischen Blätter“, kulturpolitische Monatszeitschrift, Wien 1957 – 1958
- „Hefte für Literatur und Kritik“, Wien 1959 – 1961, mit Paul Kruntorad
- „wort in der zeit“- Politik – Literatur – Hinweise – Kritik, kulturpolitische Monatszeitschrift, stiasny Verlag, Graz 1966
Mitherausgeber
- „Klagenfurter Texte“
- „Internationaler Publizistik-Preis Klagenfurt“
Mitglied der Gruppe 47
Viele Veröffentlichungen erschienen auch als Taschenbuch-Ausgaben, Buchklub- bzw. Buchgemeinschaft-Ausgaben, Sonderausgaben, Neuauflagen,
einige wurden auch in mehrere Sprachen übersetzt.
Jahrzehntelanger Mitarbeiter der größten Zeitungen im deutschsprachigen Raum (Feuilleton – Deutschland, Österreich, Schweiz):
- FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung
- DIE ZEIT
- DIE WELT
- SZ Süddeutsche Zeitung,
- Kärnten: Neue Zeit, Kleine Zeitung (1972 – 1983)
Täglicher Kolumnist der auflagenstärksten Tageszeitung Österreichs, der Kronen Zeitung (1983 bis zum Tod), einige Jahre Kulturredaktionsleiter in Kärnten.
Veröffentlichung von regelmäßigen Serien, wie z.B.:
- Menschen und Landschaften
- Begegnung mit den Nachbarn
- Aktuelles Gespräch
- Ein Mensch von nebenan
- Kulturtagebuch
- Unterwegs mit Humbert Fink
- u. v. m.
Regelmäßiger Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks und anderer deutscher und schweizerischen Rundfunkstationen, Autor und Vortragender, einschl. Programmübernahmen.
Mitarbeiter und Kommentator des Österreichischen Rundfunks (ORF):
Autor und Vortragender, wöchentlich 2-3 Sendungen ( Ö1 / Ö-Regional / Ö3 und Fernsehen) ohne Unterbrechung von 1967 bis zum Tod.
Initiator, Mitbegründer und Namensgeber des Ingeborg-Bachmann-Preises,
Klagenfurt, in Folge Diskussionsleiter und Jurymitglied (1977)
Initiator und Begründer des Internationalen Publizistik-Preises,
Klagenfurt, in Folge Jurymitglied (1985)
Begründer, Juror und Namensgeber des Literaturpreises Preis der Arbeit,
Kammer für Arbeiter und Angestellte Kärnten, in Folge Jurymitglied (1989)
Humbert Fink
Rundfunk und Fernsehen
ORF-Fernsehfilme (Buch und Moderation), z. B.:
- Libyen, Drehbuch und Aufnahmen an Originalschauplätzen, 1975
- Österreich vor 1.000 Jahren, 1976
- Ein Tag im Leben von Humbert Fink, 1977
- Die Drau, Österreich-Bild am Sonntag, 1977
- Kein Biedermann, kein Brandstifter – Porträt: Humbert Fink, 1981
- WIR in den Ferien – Begegnung mit dem Doppeladler, Reisen nach
- Altösterreich, Fernsehfilmserie, 1990
wöchentliche halbstündige Sendereihen auf Ö1 (1967 bis zum Tod), z.B.:
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Die Sendereihen wurden als Lesetexte auch in Buchform veröffentlicht (ab 1975), siehe Bücherliste oben
Kulturpolitische Perspektiven, wöchentliche halbstündige kulturpolitische Kommentare auf Ö1 (bis 1979)
- die Ö1-Sendereihen lt. Media-Analyse Österreich regelmäßig an 1. bzw. 2. Stelle der Einschaltquoten
Reisenotizen, wöchentliches Sonntagsmagazin auf Ö3 (bis 1972)
Wöchentliche Sendung, die Finkenschleuder auf Ö3 (1973 – 1976)
Regelmäßig verschiedene Sendereihen auf Ö-Regional:
- Kulturprisma
- Kärntner Kulturmagazin
- Wo Mannesmut und Frauentreu
- Begegnung mit Kärnten
- usw. usw. usw.
ORF-Landesstudio Kärnten:
- Diskussionsleitung Humbert Fink diskutiert mit Publikum (1974-1975), z.B.:
- Bürger willst Du früher sterben?
- Wohin treibt unser Fremdenverkehr?
- Ist die Lehrlingsausbildung in Österreich noch zeitgemäß?
- usw.
- Diskussionsleitung der Live-Sendungen „Stützen der Gesellschaft“ mit Podiumsgästen (1975), z.B.:
- Für Hunde und Einheimische Eintritt verboten
- usw.
- Diskussionsleitung der Live-Sendungen Kulturstammtisch (1976-1977):
- Literaturmagazin mit Milo Dor, Johannes Mario Simmel, Hans Weigel, usw.
Wochenkommentare Humbert Fink am Donnerstag auf Ö-Regional / Landesrundschau (1976 bis zum Tod)
Mehrmaliger Diskussionsteilnehmer im Club 2, z. B. mit Nina Hagen am 9. August 1979
Eröffnungsvortrag „Aufforderung zum Misstrauen“ in der Szene der Jugend (Salzburg, 1975), u. a. über die Beschneidung / Verstümmelung der Frauen in Afrika
Hörspiel: Ohrfeigen
Bericht aus der Maria Saaler Gemeindechronik
Auszug aus „Marktgemeinde Maria Saal: Geschichte - Kultur – Natur, ein Gemeindebuch für alle“
herausgegeben von Univ.-Doz. Mag. Dr. Alfred Ogris, Direktor des Kärntner Landesarchivs i. R. und Dr. Wilhelm Wadl, MAS, Direktor des Kärntner Landesarchivs,
Verlag des Kärntner Landesarchivs, Klagenfurt 2007
(käuflich zu erwerben bei der Marktgemeinde Maria Saal, € 45,--)
Seiten 295 ff.:
Für einen „Unruhigen“, der seine Wurzeln in Süditalien hatte, seine wahre Heimat aber in Österreich finden sollte, wurde Maria Saal in Kärnten zum Ruhe- und Lebensmittelpunkt.
Humbert Fink ( 1933 – 1992 )
Der Wahlkärntner Humbert Fink wurde am 13. August 1933 in Vietri sul Mare in Süditalien als Luigi Umberto - so der amtliche Name – geboren. Seine Kindheit verbrachte er, mehrsprachig aufwachsend, in Süditalien, die Schulzeit und frühen Jugendjahre in Villach. Mit dreizehn Jahren bereits verfasste er seine ersten Gedichte. Sein Ziel, Schriftsteller zu werden, verfolgte er seit damals konsequent, auch unter den größten materiellen Schwierigkeiten, in die sich der Jugendliche durch seine Flucht nach Wien brachte. Dort hielt er sich zuerst mit Gelegenheitsarbeiten, u. a. als Statist beim Theater, Zeitungs- und Würstelverkäufer, über Wasser, später war er als Werbevertreter sehr erfolgreich und finanziell unabhängig. Nebenbei aber war Fink seit seiner Mittelschulzeit in Villach stets schriftstellerisch tätig. Er schrieb für Zeitungen im deutschsprachigen Raum und fand so schließlich zu seiner Berufung als freier Autor, Publizist und Journalist.
Im Jahre 1953 erschien - gefördert von der Klagenfurter Verlegerin Edith Kleinmayr - seine erste Buchveröffentlichung, der Gedichtband „Verse aus Aquafredda“. 1958 folgte sein erster Roman „Die engen Mauern“, eine Abrechnung mit der Spießbürgerlichkeit in einer österreichischen Kleinstadt. Der große Erfolg dieses Schlüsselromans brachte Humbert Fink den Durchbruch als Schriftsteller. 1960 erschien sein zweiter Roman „Die Absage“ im Druck, dann folgten Erzählungen, Essays sowie im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Reise- und Sachbücher, darunter Biographien von bedeutenden historischen Persönlichkeiten wie z. B. Franz von Assisi, Martin Luther, Machiavelli, Metternich, Kaiser Joseph II., Franz Grillparzer oder Andreas Hofer. Die Beschäftigung mit Geschichte überhaupt, besonders aber mit der Geschichte der Kronländer der ehemaligen österreichischen Monarchie, war eine der großen Vorlieben von Humbert Fink. Im Jahr seines Todes erschien sein letztes großes Werk, „Auf den Spuren des Doppeladlers – Ein altösterreichischer Bilderbogen“, eine spannende literarische Reise durch Alt-Österreich. Seine auf eigener Anschauung beruhenden Berichte führen von der Vergangenheit in die Gegenwart und geben vielfach Anreiz, ihm auf den Spuren der einstigen Monarchie in deren Nachfolgestaaten nachzureisen. In vielen Artikeln, Essays und Büchern brachte er seit den sechziger Jahren den mediterranen Raum, dem sein ganz besonderes Interesse und seine Sehnsucht galten, einfühlsam und informativ dem interessierten Leserpublikum näher. Seine wiederholten Aufenthalte im Mittelmeerraum und in der arabischen Welt schlugen sich in zahlreichen literarischen Reisebeschreibungen nieder, in denen der Autor stets der Seele der Menschen und der Landschaft sowie den sozialen und politischen Hintergründen und Zusammenhängen der jeweiligen Region nachspürte. Der bedeutende Verleger Fritz Molden charakterisierte Fink in einem 1981 gesendeten Fernsehporträt mit den treffenden Worten: „Er versteht es, weit über das technische Beschreiben eines Landes und seiner Menschen hinaus, die Seele zu finden, Widersprüche und Probleme aufzuzeigen.“
Humbert Fink zeigte immer wieder soziale Ungerechtigkeiten auf und er wies schon früh eindringlich auf die fortschreitende Gefährdung und Zerstörung von bisher naturbelassenen Lebensräumen hin, die bedenkenlos dem Ausbau des Tourismus, der „Urlaubsindustrie“, geopfert wurden. Buchtitel wie „Zornige Träume - Report über die Mittelmeerländer“, „Anatolische Elegie – Vom Bosporus bis Antiochia“ oder „Süditalien – Tränen unter der Sonne“ zeugen von der unverhüllt kritischen Einstellung des Autors. Besonders erfolgreich und mehrfach aufgelegt wurde sein Buch „Am Anfang war die Ägäis. Von Inseln und Küsten“, ein Reisebegleiter im besten Sinne des Wortes. Andere Reisebücher, die den Mittelmeerraum zum Thema haben, sind etwa „Das Heilige Land - Von Galiläa bis zum Sinai“, „Iberische Sonne - Das mediterrane Spanien von Katalonien bis Andalusien“ oder „Adriatische Ufer – Montenegro – Dalmatien – Kroatisches Küstenland – Istrien – Venetien – Emilia Romagna – die Marken – Apulien“. Humbert Fink beschrieb die Pilgerstraßen durch Europa ebenso wie das Heilige Land, er verfasste eine Kulturgeschichte der Heiligen und veröffentlichte eine Geschichte des Ersten Kreuzzuges. Aber auch der Geschichte und den Landschaften Österreichs und Kärntens, das der weit gereiste Kosmopolit als seine wirkliche Heimat betrachtete, waren mehrere Bücher bzw. Essays oder Beiträge in diversen Anthologien gewidmet, etwa „Begegnung mit Kärnten“ (1987), „Impressionen aus Österreich“ (1984) oder in den MERIAN–Monatsheften „Kärnten“ (11/1970 und 4/1986). Immer wieder wies er auch auf das „Phänomen Kärnten“ hin, nämlich auf das Zusammentreffen verschiedener Kulturbereiche, die gemeinsame Geschichte von deutsch sprechenden und slowenisch sprechenden Kärntnern und auf das unbewältigte Minderheitenproblem.
Namhafte Verlage brachten Humbert Finks Bücher heraus, darunter so bekannte wie der Verlag Fritz Molden, der Paul-List-Verlag, der Pinguin- bzw. Umschau-Verlag oder der ECON-Verlag. Die beiden Klagenfurter Verlage Ferdinand Kleinmayr und Lojze Wieser bilden sozusagen die Eckpfeiler im Gesamtwerk Finks, nämlich für die erste Veröffentlichung im Jahre 1953, die „Verse aus Aquafredda“, und seine posthum erschienenen Beiträge in der Reihe „Europa erlesen“ (1998-2006).
Sein Wirken hatte wahrlich viele Facetten. Auch als Herausgeber machte sich Humbert Fink einen Namen. 1957/58 gab er „Die österreichischen Blätter“, eine kulturpolitische Monatsschrift, ab 1959 mit P. Kruntorad die „Hefte für Literatur und Kritik“ und ab 1966 die kulturpolitische Monatsschrift „wort in der zeit“ heraus.
Seit Mitte der sechziger Jahre gestaltete und sprach Fink Sendereihen im Österreichischen Rundfunk, und zwar im Wochenrhythmus. Zuvor schon war er als Autor und Vortragender regelmäßiger Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks und anderer deutscher und schweizerischer Rundfunkstationen tätig gewesen. Bekannt wurde er nun vor allem durch die „Kulturpolitischen Perspektiven“, so hießen seine wöchentlichen halbstündigen Kommentare zur Kulturpolitik auf Ö1, die bis 1979 gesendet wurden, und durch seinen Kommentar in der Mittagssendung des Landesstudios Kärnten jeden Donnerstag. In seiner Sendung „Die literarische Werkstatt“ stellt Humbert Fink junge Kärntner Schriftsteller vor, darunter etwa G. F. Jonke mit seinem Debütwerk „Geometrischer Heimatroman“. Junge Hörerkreise erreichte er vor allem durch seine „Finkenschleuder“, die jede Woche auf Ö3 (1973-1976) gesendet wurde, aber auch z. B. 1975 durch seinen Eröffnungsvortrag für die „Szene der Jugend“ in Salzburg mit dem Thema „Aufforderung zum Misstrauen“. Damals schon hat Humbert Fink auch heute noch aktuelle Themen wie die Beschneidung bzw. Verstümmelung von Frauen in Afrika angesprochen. Seine zahlreichen Sendereihen im Hörfunk, die ab 1975 als Lesetexte auch in Buchform veröffentlicht wurden, wiesen immer höchste Einschaltquoten auf. Auch für mehrere ORF-Fernsehfilme verfasste Humbert Fink die Drehbücher und gestaltete die Moderation, z. B. 1976 zum Thema „Österreich vor 1000 Jahren“ oder 1977 für ein Österreich-Bild am Sonntag über „Die Drau“. Im legendären „Club2“ war er mehrmals Diskussionsteilnehmer.
Im „Strohkoffer“, einem Kellerlokal des 1947 gegründeten Wiener Art Clubs unter der Loos-Bar nahe der Kärntner Straße, das der Wiener Künstler-Avantgarde seit Dezember 1951 Raum für Zusammenkünfte bot, war Fink u. a. mit dem Schriftsteller H. C. Artmann (1921-2000) in engen, freundschaftlichen Kontakt gekommen. In den fünfziger Jahren wurde er auch Mitglied der literarischen Plattform „Gruppe 47“ (1947–1967), die sich im Deutschland der Nachkriegszeit die Wiederbelebung einer jungen deutschen Literatur zum Ziel gesetzt hatte. Im Jahre 1953 wurde Ingeborg Bachmann (1926-1973) mit dem Preis der „Gruppe 47“ für Nachwuchsautoren ausgezeichnet. Die in Klagenfurt geborene Bachmann sollte zu einer der größten Autorinnen Österreichs werden. Jahrzehnte später, nach ihrem tragischen Unfalltod in Rom, wurde Humbert Fink neben dem damaligen Landesintendanten des Österreichischen Rundfunks (ORF) in Kärnten, Ernst Willner, zum Initiator und Mitbegründer des Ingeborg-Bachmann-Preises, eines Literaturwettbewerbs, der in seiner Konzeption an die „Gruppe 47“ angelehnt war. Seit 1977 wird Klagenfurt jedes Jahr im Juni zum Zentrum der jungen deutschsprachigen Literatur, und bis 1986 war Fink auch jedes Jahr Jurymitglied bei den Lesungen und Mitherausgeber der „Klagenfurter Texte“. In dieser Dokumentationsreihe erschienen im Anschluss an den Wettbewerb die Texte der Preisträger/innen, ferner Presseberichte, Fotomaterial, Auszüge aus den Jurydebatten und die Begründungen für die Preisvergabe. Außerdem war Humbert Fink der Begründer des Internationalen Publizistik-Bewerbes, bei dem sich seit 1985 Journalisten und Publizisten einer Fachjury stellten. 1989 wurde Fink Begründer und Juror des Literaturpreises „Preis der Arbeit“ der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Kärnten.
Freundschaftlich und intellektuell verbunden war Humbert Fink bis zu seinem Tod dem Kärntner Komponisten und Schriftsteller Gerhard Lampersberg (eigentlich Gerhard Lampersberger, 1928-2002) und dessen Ehefrau Maja (geb. Weis-Ostborn, 1919-2004), deren „Tonhof“ in Maria Saal eine wichtige Begegnungsstätte der künstlerischen Avantgarde der fünfziger und sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts war. Fink hat den vom Kärntner Kulturbetrieb „auf eine fast sträfliche Weise vernachlässigten“ und „dem einheimischen Konzertpublikum eher vorenthaltenen“ zeitgenössischen Komponisten und gastfreundlichen Mäzen mehrfach in seinen kulturpolitischen Kommentaren und Porträts gewürdigt (z. B. in „Neue Kronen-Zeitung“ vom 5.Mai 1987, 18-19) und auf dessen beachtliche Erfolge im Ausland hingewiesen.
Einen großen Raum im Schaffen von Humbert Fink nahmen über Jahrzehnte hinweg seine literaturkritischen und kulturpolitischen Beiträge für renommierte deutsche Pressemedien, darunter die „Süddeutsche Zeitung“, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ oder „Die Zeit“, ein. In Kärnten war er Mitarbeiter der Tageszeitungen „Neue Zeit“ und „Kleine Zeitung“ (1972–1983). Sehr bekannt hierzulande war Finks kritische Kolumne „Humbert Fink meint“ in der „Kronen-Zeitung“, für die er seit 1983 bis zu seinem Tod als täglicher Kolumnist arbeitete. Er war zweifellos ein oft unbequemer, überaus kritischer, dabei unbestechlicher und kompromissloser Kommentator und Analysator des täglichen Geschehens. „Nichts war ihm fremder, als etwa ‚Verbindlichkeit’; manche Kärntner sind ihm übers Grab hinaus bitterböse geblieben.“
Mit all seinem publizistischen Gewicht aber setzte er sich nicht nur für wichtige kulturpolitische Belange und Projekte ein, sondern immer wieder auch für die Randgruppen der Gesellschaft, für die Kleinen, Kranken, Benachteiligten und Behinderten. Die unermüdliche Arbeit an seinen Zeitungsartikeln, Rundfunksendungen und Büchern sorgte bis zu seiner letzten Stunde für einen ausgefüllten Tagesablauf. Seine eigene schriftstellerische Neugierde begründete Fink einmal folgend: “Ich hab’ wissen wollen, warum die Geschichte der Menschheit so unmenschlich ist.“ Zu den obersten Leitmaximen des „journalistischen Gewissens Österreichs“ gehörte neben seinem Fleiß und seiner Unabhängigkeit vor allem die Verpflichtung zur Wahrheit seinem Publikum gegenüber, auch wenn dies von der Politik nicht immer goutiert wurde. Sein umfassendes Wissen, sein großes Talent zu schreiben, die Macht der Sprache, die er wie kaum ein anderer beherrschte und gegen deren drohende Verschlamptheit er sich immer mit Vehemenz wehrte, all das stellte Humbert Fink in den Dienst an seinem Publikum – und es war ein großes Publikum. Die Modulationsfähigkeit seiner sonoren, dynamischen Stimme, die bei Radiosendungen oder Lesungen aus seinen Büchern die Zuhörerschar sofort in ihren Bann gezogen hat, bleibt unvergessen.
Humbert Fink, immer engagiert, dabei eigenwillig, oft „unbequem“, aber stets qualitätsvoll, hat sich große Verdienste um das Kulturleben in Kärnten und um die Kulturgeschichte weit über die Landesgrenzen hinaus erworben. In Würdigung seiner Leistungen erhielt er u. a. 1963 den Österreichischen Staatspreis für Erzählungen, 1965 den Theodor-Körner-Preis und 1981 die Robert-Musil-Verdienstmedaille der Stadt Klagenfurt.
Er starb am 16. Mai 1992 im 59. Lebensjahr nach schwerem Leiden in seinem Wohnort Maria Saal, wo er seit 1978 mit seiner Frau Ulrike und seinem Sohn Gregor gelebt hatte. Sein Grab auf dem Urnenfriedhof in Maria Saal ziert ein Zitat aus seinem Roman „Die Absage“: „La Speranza heißt die Hoffnung … und ich entsinne mich nur zögernd des Lebens, das wie die Hoffnung nicht aufhören kann zu bestehen.“
( Mag. Dr. Evelyne Webernig, MAS, Kärntner Landesarchiv, Wissenschaftlicher Dienst )
Zitate
Bei seiner Arbeit war Humbert Fink u. a. getrieben von „Meine Erinnerung hat damit zu tun, dass ich wissen wollte, warum die Geschichte der Menschen so unmenschlich ist“, und von der selbstauferlegten Verpflichtung zur Wahrheit seinem Publikum gegenüber, „immer engagiert, dabei eigenwillig, oft ‚unbequem‘, aber stets qualitätsvoll hat er sich große Verdienste um das Kulturleben und die Kulturgeschichte weit über die Landesgrenzen hinaus erworben“, und er war „ein oft unbequemer, kritischer, dabei unbestechlicher und kompromissloser Kommentator und Analysator des täglichen Geschehens“ (Kärntner Landesarchiv, 2007).
Schon seit den sechziger, siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren Themen wie u. a. soziale Ungerechtigkeiten, Gleichberechtigung/Gleichstellung der Frauen, Probleme der Randgruppen unserer Gesellschaft, die Gefährdung und Zerstörung unserer Umwelt usw. fixe Bestandteile seiner Arbeit, Themen, für die er sich unermüdlich ohne Rücksichtnahme auf seine eigenen Vor- und Nachteile mit seinem ganzen publizistischen Gewicht einsetzte.
Humbert Fink als Leitgedanke seiner Einstellung zum Schreiben: „Jeder von uns, ob wir nun Christen oder Zweifler oder die Opfer einer unmenschlichen Geschichte sind, trägt irgendeine Erinnerung aus seiner Kindheit mit sich, die beweist, dass er am Anfang seines Lebens beeindruckbar war durch das Unerhörte und das Wunderbare.“
"... Peter Handke hat sehr wertschätzend von Humbert gesprochen, ihn als Stilisten gewürdigt und gemeint, er komme von Cesare Pavese her, als großes Kompliment ..." (Fabjan Hafner, 2013)
Humbert Fink über sich selbst: „Ich bin ein fanatischer Antifaschist, man muss diese Dinge so deutlich sagen, weil man sonst nicht verstanden wird, ich bin ein radikaler Antifaschist, …..“ (1981)
Pressemeinungen
Verschiedene Pressemeinungen:
„…..der Dichter, Schriftsteller, Kulturjournalist und Sprachvirtuose Luigi Umberto Fink, der sich als Humbert Fink im deutschsprachigen Raum einen Namen machte…..“
(KTZ, 2013),
„einer der profiliertesten Autoren und Journalisten im Alpen-Adria-Raum“
(PA, 2013),
„ein großer Mitteleuropäer“
(Kleine Zeitung, 1999),
„mit Humbert Fink hat diese Art von biographischer literarischer Kulturbeschreibung in dieser Zeit wieder ihren Anfang genommen, eine Kunst, die schon vergessen geglaubt war“
(FAZ).
„Er nennt Manches beim Namen, was andere an seiner Stelle verschwiegen hätten, er meldet sich dort zu Wort, wo mit großer Sicherheit Konflikte zu erwarten sind, obwohl oder gerade weil er seinen eigenen Standpunkt ständig kontrolliert, ist er für Viele Anlass zu Kontroversen. Mit Sicherheit Mann, aber kein Brandstifter, ist er mit seiner Arbeit ein Faktor geworden, der aus der kulturellen Szene unseres Landes nur schwer wegzudenken wäre.“
(ORF, 1981)
„Er ist heute einer der politischsten Schriftsteller in Österreich, die es gibt, er ist von einer Präzision und Verlässlichkeit, die seinesgleichen sucht und die man in diesem Geschäft selten findet. Er ist ein Seismograph des Sichverändernden, und er ist nicht aus einer Mode heraus ein politischer Schriftsteller, sondern weil er wirklich darum kämpft um eine Zukunft, die wir alle brauchen und alle benötigen.“
(ORF-Intendant Ernst Willner, 1981)
Verleihung Staatspreis für Literatur 1963
Ein Geschenk von Dr. Bruno Kreisky an den Schriftsteller
Brief von Bruno Kreisky an Humbert Fink, 10.09.1976
Artikel: Der Wahrheit verpflichtet, mit der Macht des Wortes, Kronen Zeitung vom 27.8.2023
Artikel: Die Einsamkeit Handkes, Humbert Finks Besuch bei einem Dichter im Märchenschloß, Kronen Zeitung vom 2.1.1988
"... Peter Handke hat sehr wertschätzend von Humbert gesprochen, ihn als Stilisten gewürdigt und gemeint, er komme von Cesare Pavese her, als großes Kompliment ..."
Fabjan Hafner, 2013
„Ein Zeitenreisender, zum 10. Todestag des Publizisten und Schriftstellers Humbert Fink“, ORF Ö1-Extra vom 11.5.2002
Marcel Reich-Ranicki, Literaturkritiker, Publizist:
„Den Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb hätte es überhaupt nicht gegeben, er wäre gar nicht realisiert worden, wenn nicht Humbert Fink – der Einfall stammte von Humbert Fink, und er hat es mit ungeheuerer Energie realisiert, dass man wirklich diesen Wettbewerb machen konnte. Er hat den Wettbewerb realisiert, verwirklicht.
Fink hat auch weitgehend ermöglicht, dass die Jury wirklich aus Kennern zusammengesetzt wird, er hat starken Einfluss gehabt auf die Zusammensetzung der Autoren.“
(gekürzt)